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Fachbeitrag

Kultur und Investition - Fachbeitrag von Lorenz Pöllmann

Über den ökonomischen Nutzen öffentlicher Kulturförderung

Subvention versus Investition, Kultur als Standortvorteil, Umwegrentabilität und weitere Begriffe, die immer wieder Kulturpolitiker wie Kulturmanager beschäftigen, verdeutlichen eine neue Betrachtungsweise von Kulturgütern. Neben der kulturellen Leistung, den Inhalten, werden Kulturgüter auch unter marktwirtschaftlichen Überlegungen geprüft. Der hieraus entstehende Doppelcharakter der Kultur macht Kulturpolitik sowie Kulturmanagement verstärkt zu einer verantwortungsvollen Querschnittsaufgabe. Auch ergeben sich Fragen nach den tatsächlichen Dimensionen der wirtschaftlichen Auswirkungen von Kultur.

Kultur ist identitätsstiftend nach innen sowie nach außen. Damit schafft Kultur Referenzen für Orte und Regionen. Besonders das kreative Potential einer Gesellschaft kann die Attraktivität von Standorten erhöhen. Die Wissensgesellschaft ist auf Ideen, Innovation und Information angewiesen. Die zukunftsträchtigste Entwicklung ist jedoch in der Wachstumsbranche Kulturtourismus zu verzeichnen.

Wirtschaftliche Effekte der Kultur

Bei der Frage nach den wirtschaftlichen Folgen der Kultur für einen Ort oder eine Region können unterschiedliche Effekte betrachtet werden. Neben der allgemeinen Wertschöpfungskette durch die Produktion kultureller Angebote, werden in der Regel aufgrund des arbeitsintensiven Charakters der Kulturproduktion nennenswerte Beschäftigungseffekte ausgelöst. Analog zu der Entwicklung von Beschäftigungsverhältnissen entwickeln sich auch sogenannte Kaufkrafteffekte. Durch mehr Beschäftigung wird das nachfragewirksame Nettoeinkommen der Arbeitnehmer (Nettoeinkommen abzüglich Ersparnissen und Ausgaben im Ausland) gesteigert. Auch fiskalische Effekte, wie die Rückflüsse von Steuern und Abgaben (beispielsweise durch Sozialversicherungsabgaben, Einkommens-, Körperschafts- und Umsatzsteuer) sind eine wichtige Größe der ökonomischen Auswirkungen von Kultur auf kommunale Haushalte.

  • Wertschöpfungskette
  • Beschäftigungseffekte
  • Kaufkrafteffekte
  • fiskalische Effekte

Kultur fördert Umsätze

Ziel vieler Kommunen ist es, diesen weitgehend isolierten Wirtschaftskreislauf durch äußere Geldströme zu bereichern. Vielversprechende Perspektiven bietet in diesem Zusammenhang der Kulturtourismus mit seinen gut situierten Zielgruppen. Voraussetzung um im kulturtouristischen Markt erfolgreich agieren zu können, sind jedoch neben einem attraktiven Angebot das Schaffen von Nutzendimensionen über das Kernangebot hinaus sowie die Kooperation mit weiteren Branchen. Dadurch kommen andere Branchen in den Genuss der ökonomischen Auswirkung die aus dem kulturellen Angebot entsteht. Hierzu gehören hauptsächlich Hotels, Gastronomie, Einzelhandel und Medien. Die Externalität (externen Effekte) des Kulturangebotes führt darüber hinaus in vielen Fällen zur Verbesserung von Infrastruktur, neuen Betrieben, Synergien zwischen einzelnen Sektoren, Imagesteigerung und zur Erhöhung der Lebensqualität.

Rentabilität über Umwege

Diese unterschiedlichen Dimensionen wirtschaftlicher Folgen von Kultur zeigen auf, welches Rentabilitätspotential die Förderung von Kultur impliziert. Da über Umwege, wie Steuern und Abgaben, die geleistete Förderung oftmals verzinst in die kommunalen Haushalte zurückfließt wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff „Umwegrentabilität“ verwendet. Dies bietet Kulturinstitutionen im Rahmen von Budgetverhandlungen zusätzliche Argumente, fordert auf politischer Seite jedoch auch die Bereitschaft, langfristig und in multikausalen Kreislaufmodellen zu planen. Zugleich besteht jedoch die Gefahr der Förderung kultureller Leuchttürme und die steigender Erwartungen an deren Profitabilität. Schließlich ist das Argument der Umwegrentabilität nicht auf alle Kultureinrichtungen in gleichem Maße anwendbar. Die Förderung von Festivals führt beispielsweise in der Regel zu mehr Einnahmen als das Unterhalten laufender Kulturbetriebe.

In Kultur investieren

Das Potential der wirtschaftlichen Auswirkungen öffentlicher Kulturförderung sollte der Politik jedoch Mut machen, weiter und stärker in die kulturelle Landschaft zu investieren. Unter diesen Aspekten sollte sich auch die Wirtschaft die Frage nach sinnvollen Beteiligungsmodellen stellen (Vgl. hierzu auch das Interview mit Sören Birke in diesem Buch). Gleichwohl sollte die Legitimation öffentlicher Kulturförderung nicht von deren ökonomischer Wirkung bestimmt werden. Der Bildungsauftrag muss in der kulturpolitischen Gesamtverantwortung primäres Ziel bleiben.