PRESSECAUSALES | EN l DE |
Das Portal für Kulturmarketing & Kultursponsoring
Fachbeitrag

Chancen eines Europäischen Green Deal für den Kulturbereich - Zum Stand und Stellenwert der Diskussion um Kultur und Nachhaltigkeit vor und während der Corona-Pandemie

Die Diskussion um Kultur und Nachhaltigkeit hatte sowohl durch den „Greta-Effekt“ als auch einen „UN-Effekt“ im vergangenen Jahr und bis zur Berlinale 2020 eine erhebliche, zusätzliche Dynamik gewonnen und einen neuen kulturpolitischen Stellenwert erreicht. In zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten rund um die Berlinale war zu erleben, dass die kulturpolitische Nachhaltigkeitsagenda im Bereich Film und Kino zu Beginn des Jahres am stärksten wirkte. Wie eine Medienanalyse[i] von Januar 2019 bis Februar 2020 zeigt, zählt zu den prägenden Ereignissen des Analysezeitraums zum einen ein Positionspapier des Deutschen Kulturrates zur UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Zum anderen steht auch der Kulturbereich 2019 mit zahlreichen Aktivitäten und Initiativen im Zeichen der Jugendklimabewegung Fridays for Future. Weitere Eckpunkte bildeten der Green New Deal der Europäischen Union und ein darauf Bezug nehmender Offener Brief "Green New Deal für Museen“ zahlreicher Kunstmuseumsdirektor*innen an die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien.

Durch die Corona-Pandemie und die Konsequenzen des Lockdowns wurde nicht nur der gesamte Kulturbereich jäh gestoppt, sondern hatten sich auch innovative und transformative Zukunftsperspektiven zunächst auf einen aktuellen Krisenmodus und existentielle Fragen zur kulturellen Infrastruktur und Daseinsvorsorge verengt. Dies drückt sich in besonderer Weise im Hilfsprogramm der Bundesregierung „Neustart Kultur“ aus. Mit der einsetzenden Post-Corona-Debatte begann sich der eingeschränkte Blick dann bereits wieder darauf zu weiten, dass hinter der Corona-Krise weiterhin tiefere Krisen für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur liegen, darunter die Klimakrise.[ii] In den von der Kulturpolitischen Gesellschaft initiierten Essays zur Corona-Krise setzten sich zahlreiche Kulturakteure mit Konsequenzen, Leitbildern und neuen Handlungsperspektiven für den Kulturbereich und eine nachhaltige Kulturpolitik auseinander. [iii]

So gehört aktuell die Verknüpfung mit dem Europäischen Green Deal zu den besonders relevanten Handlungsoptionen einer nachhaltigen Kulturpolitik. Im Sinne der Einbeziehung der Nachhaltigkeit in alle Politikbereiche der EU  ermöglicht der Green Deal Chancen für eine gesellschaftsgestaltende Kulturpolitik mit einem neuen kulturpolitischen Leitbild und der Stärkung einer gemeinwohlorientierten kulturellen Bildung. In der deutschen EU-Ratspräsidentschaft besteht damit ein Gelegenheitsfenster für eine neue, nachhaltige Kulturpolitik.



[i] Ralf Weiß (2020): Überblick zum aktuellen Stand der Diskussion zum Thema „Kultur und Nachhaltigkeit“. Kurzexpertise für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft

[ii] Tobias Knoblich (2020): Kulturpolitik muss nachhaltig wirken. 10 Punkte für eine Kulturpolitik nach der Corona-Pandemie; Andreas Reckwitz (2020): Corona-Krise als Training, in: Tagesspiegel v. 5.4.2020 und Dirk Messner (2020): Corona-Pandemie - Drei Krisen gleichzeitig, in: Die ZEIT v. 2.4.2020

[iii] Christian Steinau (2020): Warum kulturelle Bildung jetzt mit dem Green New Deal zusammengedacht werden muss; Ralf Weiß (2020): Kulturalisierung und Nachhaltigkeit; beide unter: https://kupoge.de/essays-zur-corona-krise