Ein Wort geht um in Kultur und Kulturpolitik. Das Wort „Transformation“. Gewünscht und gefordert wird ein Wandel des Kultursektors, hin zu einer klimaneutralen Kulturproduktion und Kulturvermittlung. Das ist richtig und notwendig. Viele Pioniere in der Kulturbranche haben das bereits seit Jahren erkannt und gehen als Vorreiter mit innovativen Konzepten, Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter*innen, klimarelevanten Umbauten und vieles mehr, voran.
Aus kulturpolitischer Perspektive aber darf dieser Ruf nach Transformation nicht in Symbolpolitik verhaftet bleiben. Es braucht ein konkretes Umdenken, um die Transformation im Kulturbetrieb durch die Ermächtigung der Akteur*innen auch kulturpolitisch begleiten zu können. Es braucht eine Transformation der Kulturpolitik selbst! Ohne ein Neudenken von Kulturpolitik versagt eben diese bei der Begleitung der Transformation des Kultursektors, und zwar bei den öffentlichen geförderten Kulturinstitutionen wie auch bei Hilfen für den privaten Sektor. Green Culture, gedacht als neuen interdisziplinären Ansatz, ist daher nicht nur ein Konzept zur Transformation des Kulturbetriebs. Es ist gleichzeitig Anreiz zur Transformation der kulturpolitischen Praxis.
Machen wir es konkret: Bisher hat sich die Bundeskulturpolitik primär auf das Verteilen von Geldern konzentriert. Damit wurde ein System der Abhängigkeit vom Trog der Finanztöpfe geschaffen. Dieses System hat Auswirkungen: Es fördert Projektitis, es schluckt zu viel Zeit für Verwaltungsaufgaben, ehrenamtliches Engagement wird unterdrückt, es ist ungerecht hinsichtlich der Gleichwertigkeit der Kultursparten, es fördert eine auf überholte Wirtschaftlichkeitskriterien basierende Betriebsökologie, statt nachhaltige Zielsetzungen anzupeilen… Und ja, es festigt zudem Machtstrukturen und Geschlechterungerechtigkeiten.
Um diese negativen Externalitäten unseres kulturpolitischen Systems zu vermeiden, müssen wir Kulturpolitik und deren Systematik ändern. Dazu bedarf es innovativer Ideen und Prozesse. Kulturpolitik ist viel mehr als die bisher praktizierte Kulturförderung, die den Neubau eines Museums durchwinkt, koste es was es wolle. Eine moderne Kulturpolitik umfasst Klima-, Umwelt-, Wirtschafts-, Städtebau-, Außen- und vor allem Sozialfragen. All das muss zusammengedacht werden, gemeinsam mit den Kreativen selbst, den Expert*innen aus der Szene und der kulturpolitischen Zivilgesellschaft – auch in einem transnationalen Kontext, um von- und miteinander zu lernen.
Die Herausforderungen der Klimakrise bietet uns nun die Chance, mit einem Green Culture Ansatz beides zu tun: Die Transformation der Kulturpolitik und des Kultursektors, hin zu einer neuen Notwendigkeit – der ökologischen Zukunftsfähigkeit.