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Konzert des Orquesta Buena Vista Social Club auf der Schlosspark- Bühne, 2009 Foto: Detlev Schilke

Konzert des Orquesta Buena Vista Social Club auf der Schlosspark- Bühne, 2009
Foto: Detlev Schilke

Fachbeitrag

Stiftung Schloss Neuhardenberg

Mit der Wiedereröffnung begann nach über vierjähriger Sanierung und Restaurierung durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am 8. Mai 2002 eine neue Ära auf dem Schloss in Neuhardenberg.

Zwei gleichrangige Ziele sind es, die von der Stiftung Schloss Neuhardenberg verfolgt werden. Das erste Ziel der Stiftung ist es, auf dem weitläufigen Areal des Schlossensembles samt Park künstlerische Produktionen in Theater, Musik, Literatur und Bildender Kunst zu realisieren sowie Debatten und zuweilen auch Denkzwischenfälle zu ermöglichen, die Staunen und nachdenklich machen. Zum anderen, den Vorständen, Verwaltungsräten, Gremien und Ausschüssen der Sparkassenorganisationen für ihre Konferenzen, ihr gemeinsames Nachdenken und Debattieren die besten Bedingungen zu schaffen und solche Voraussetzungen auch für Dritte, wie etwa Regierungsstellen, Unternehmen und Institutionen zu gewährleisten. Der DSGV und sein Präsident haben mit der Stiftung Schloss Neuhardenberg insofern einen neuen Weg beschritten, als sie die Sache der Kultur und Wissenschaft gewissermaßen selbst gestaltend in die Hand genommen haben und so eigenständig und aktiv kulturelle Setzungen und Markierungen vornehmen. Der Verband, der mit einem jährlichen Fördervolumen von rund 150 Millionen Euro seit Jahren der größte nicht-staatliche Kulturförderer in Deutschland ist, ist damit aus dem Schatten einer eher fördernden Haltung heraus- getreten. Dass er statt Kultur zu subventionieren diese nun selbst statuiert, mag auch ein Reflex auf ihre derzeitige Lage sein, um die es vom Inhalt bis zu den äußeren Bedingungen nicht gerade bestens bestellt ist.

Für das Programm der Stiftung geben die historische wie die geographische Situation Neuhardenbergs klar konturierte Voraussetzungen: Neuhardenberg war nie wirklicher Brennpunkt der großen europäischen Geschichte, und doch haben die Ereignisse der Weltgeschichte, vom Siebenjährigen Krieg bis heute, dem Gesicht des Ortes deutlich wahrnehmbare Spuren aufgeprägt. Vor dem Schloss steht ein sowjetisches Ehrenmal, das an die Toten der letzten großen Schlachten vor Berlin im Jahre 1945 gemahnt. Vor rund 30 Jahren wurde auf dem nahen Flughafen der Einmarsch der Truppen der DDR und mit ihm der des Warschauer Paktes in Polen vorbereitet. Neuhardenberg und die Region haben eine noch lange nicht vernarbte Vergangenheit.

Geographisch liegt der Ort an der Schnitt- stelle zwischen der »alten« EU und den »neuen« Beitrittsländern, d. h. er liegt in einer Region, in der die neue politische Struktur Europas sehr konkret gelebt wird. Aus dieser topographischen Situation her- aus definiert die Stiftung Schloss Neuhardenberg für sich eine kulturelle Scharnierfunktion zwischen Ost und West. Der Blick nach Osten ist von Beginn an ein wichtiger Programmaspekt.

Die Stiftung will Raum schaffen für Konzentriertes, will in Formen bleiben, ohne sich Formaten zuzuwenden, allein oder in Kooperation mit anderen in Ruhe etwas produzieren. Im Meer des Lauwarmen Heißes und Kaltes wieder zu trennen, in der Selbstgerechtigkeit eines bilderreichen anything goes Thesen zu formulieren, Stellung zu beziehen – das ist nicht zuletzt eine Herausforderung an die Phantasie – und die ist wichtiger als alle Informationen, von denen die Gesellschaft überflutet wird.
Dieser Herausforderung hat sich die Stiftung Schloss Neuhardenberg in der Vergangenheit gestellt und will sich ihr weiterhin stellen.

Architektur und Geschichte

Schloss Neuhardenberg, inmitten eines von Peter Joseph Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau gestalteten Landschaftsparks gelegen, empfiehlt sich durch seine einzigartige Verbindung von ländlicher Stille und historischem Ambiente, von zeitgenössischem Design, Kunst und Kultur.

Der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel verlieh dem zwischen 1785 und 1790 entstandenen, bis dahin barock geprägten Erscheinungsbild des Gebäudes eine völlig neue klassizistische Gliederung und Gestaltung.

Karl August Fürst von Hardenberg erhielt das Schloss 1814 von König Friedrich Wilhelm III. für seine Verdienste als Reformkanzler Preußens. Gut einhundert Jahre später übernahm Carl-Hans Graf von Hardenberg das Anwesen. Er ermöglichte 1944 Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Henning von Tresckow und anderen Offizieren, hier das Attentat auf Hitler zu planen. Enteignet 1944, erhielt seine Familie den Besitz 1996 zurück. Diese verkaufte ihn kurze Zeit später an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband, der das Anwesen restaurierte und 2002 als Zentrum für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaftsethik mit einem Fünf-Sterne-Hotel und zwei Restaurants eröffnete. Verantwortlich für den Betrieb ist die Stiftung Schloss Neuhardenberg, eine hundertprozentige Tochter des DSGV.

Zum Ensemble gehören das Schloss, die ehemalige Remise, in der heute das Hotel untergebracht ist, die ehemalige Brennerei, heute das gleichnamige Landgasthaus, die Orangerie, heute ebenfalls ein Restaurant, zwei Kavaliershäuser, eines davon heute als Ausstellungsgebäude genutzt, und die von Karl Friedrich Schinkel gestaltete Kirche des Ortes.


Hotel und Restaurants

Das Fünf-Sterne-Haus ist ebenso wie die Restaurants Teil der Stiftung. Es bietet Komfort, Ruhe und Stil. Alle 54 Zimmer zeichnen sich durch einen großzügigen Schnitt und eine individuelle, zurückhaltend elegante Ausstattung aus. Gemälde und Fotografien internationaler Künstler im Hotel und Schloss sind wertvolle künstlerische Begleiter während des Aufenthaltes. In der wiedereingerichteten Schlossbibliothek findet sich anspruchsvolle Lektüre für die Hotelgäste. Ein Erholungsbereich mit Sauna und Dampfbad steht zur freien Verfügung, ebenso Fahrräder für Fahrten in die reizvolle Umgebung.

Ob reichhaltige Frühstücksbuffets, ausgewogene Lunches oder festliche Dinner: Die Küche von Hotel Schloss Neuhardenberg bietet Vielfalt auf hohem Niveau. In der »Kleinen Orangerie« wird mediterrane Kräuterküche serviert, im Landgasthaus Brennerei stehen Spezialitäten aus der Mark Brandenburg auf der Speisekarte.

Tagen und Konferieren – und sich dabei wohl fühlen. Das Schloss Neuhardenberg lädt ein, einmal nicht in anonymen Hotelräumen zu arbeiten, sondern ein beeindruckendes historisches Ambiente zu genießen. Das Schloss als Zentrum der Hotel- und Tagungsanlage bietet auf zwei Stockwerken mit insgesamt zehn unter- schiedlich großen Räumen einen stil- und qualitätsvollen Rahmen für Seminare, Präsentationen und Konferenzen. Alle Räume verfügen über Tageslicht, lassen sich individuell bestuhlen und technisch ausstatten.

Kunst- und Kulturprogramm

Der Mehrwert, den Kultur produziert, ist in Geld schwer auszudrücken, bestenfalls als »Imagegewinn«. Solange es Deutschland gut ging, wurde das Nötige relativ fraglos bereitgestellt. Heute bleibt häufig bloß noch die Mangelverwaltung. Was es die Gemeinschaft kostet, auf Kultur zu verzichten, zeigt sich oft erst auf Umwegen. Wertedebatten, das Klagen über gesellschaftliche Kälte und über die grassierende Sinnentleerung vieler Medien zeigen, dass der Zustand des Kulturbetriebs der inneren Verfasstheit der Gesellschaft Schaden zuzufügen beginnt.

Um so mehr wächst die Notwendigkeit, die Spuren der deutschen Kulturnation zu sichern, notfalls – wo die öffentliche Hand leer ist – eben auf dem Wege des nicht-staatlichen Förderns. Institutionen wie die Stiftung Schloss Neuhardenberg sind es, die solche Zeichen setzen und im Strom der kulturellen Verflachung Inseln der Nachdenklichkeit und Qualität sein wollen.

In Neuhardenberg wird nun schon im zehnten Jahr der Beweis erbracht, dass anspruchsvolle Kulturereignisse auf ein ebenso zahlreiches wie interessiertes Publikum stoßen. Dabei ist das Programm eine sich aus dem namensgebenden Sitz und dem Anliegen der Stiftung heraus begründende Hauptaufgabe, die dem gesamten Komplex zu deutlich größerer Akzeptanz verhilft. In einer wichtigen Kulturregion, die heute zugleich vor schwierigen Umstrukturierungsaufgaben steht, ein ambitioniertes Kulturprogramm zu entwickeln: Dies ist ein maßgeblicher Faktor für die Attraktivität des gesamten Ensembles. Dass dieses Programmanliegen nicht als bloßes Event- Marketing postuliert und angeklebt, sondern bereits im Gründungsakt der Stiftung niedergelegt wurde, trägt viel zu seiner Glaubwürdigkeit bei.

In sehr verschiedenen Formen gestaltet sich das Neuhardenberger Veranstaltungsprogramm. Es wendet sich immer wieder an unterschiedliche Zielgruppen, deckt dabei überraschende Überschneidungen auf. Traditionell wird alljährlich eine eigene Theaterproduktion herausgebracht. So hat Martin Wuttke viele Jahre auf dem nahegelegenen Flugplatzareal aufsehenerregende Inszenierungen realisiert. Zusammen mit Jonathan Meese war er in der theatralischen Exkursion »Zarathustra. Die Gestalten sind unterwegs« im Schlosspark Neuhardenberg zu erleben. Auch die Regisseure Christoph Schlingensief und B. K. Tragelehn haben in Neuhardenberg gearbeitet. Als eines der größten Vorhaben der Stiftung kann sicherlich die deutsch-russische Koproduktion von Leo Tolstois »Und das Licht scheint in der Finsternis« in der Regie von Volker Schlöndorff angesehen werden, die 2009 erst in Neuhardenberg und dann auf dem Tolstoi-Gut in Jasnaja Poljana gezeigt worden ist. Dieses Jahr wurde im Gedenken an Hoffmann von Fallersleben, den Dichter der deutschen Nationalhymne, ein Blick auf die Befindlichkeit Deutschlands geworfen, das im Zuge der Wiedervereinigung ein anderes geworden zu sein scheint. Der Sänger Gunter Gabriel, die Schauspieler Thomas Thieme und Julia von Sell, ein Männerchor aus Fallersleben und der Kosmonaut Sigmund Jähn haben im Festzelt im Park von Schloss Neuhardenberg mit einem wirtshäusigen deutschen Theaterabend, mit Gedichten und Gesängen, Elogen und Schmähungen, in leisen und lauten Tönen, in Songs und romantischen Liedern dem »deutschen Wesen« nachgespürt. Auch Lesungen von Texten bedeutender, teilweise in Vergessenheit geratener Autoren durch bekannte Schauspieler gehören zum festen Bestandteil des Programms der Stiftung. Corinna Harfouch, Martina Gedeck, Sophie Rois, Angela Winkler und Ulrich Matthes sind mittlerweile »Stammgäste« oder besser Freunde der Stiftung.

www.schlossneuhardenberg.de

Standort: Schloss Neuhardenberg Schinkelplatz, 15320 Neuhardenberg
Besucher pro Jahr: ca. 50.000 (mit Parkbesuchern über 100.000)
alleiniger Förderer und Gesellschafter: Deutscher Sparkassen- und Giroverband
Medienpartner: rbb Fernsehen, Märkische Oderzeitung, tip Berlin, rbb Inforadio, rbb Kulturradio, rbb radioeins
Rechtsform: GmbH

Ständige Ausstellung
Schloss Neuhardenberg. Ein Ortstermin
Ausstellungshalle, Kavaliershaus Ost,
dienstags bis sonntags sowie feiertags, 11–19 Uhr (eingeschränkte Winteröffnungszeiten)

Schlossbesichtigung und -führungen
Während der kalendarischen Sommerzeit sonntags 13–18 Uhr, Führungen um 13 Uhr, 14.30 Uhr & 16 Uhr.

Hotel Schloss Neuhardenberg
ganzjährig geöffnet T.033476/600-0,F.033476/600-800 hotel@schlossneuhardenberg.de

Veranstaltungsservice
T.033476/600-630

Brennerei. Das Landgasthaus
geöffnet täglich ab 11 Uhr

Kleine Orangerie
geöffnet mittwochs bis samstags ab 18 Uhr (März bis Oktober, nur mit Reservierung)

Das Kulturprogramm erscheint zweimal im Jahr und wird auf Wunsch unentgeltlich zugesandt. Hotel Schloss Neuhardenberg bietet zu allen Veranstaltungen Kulturarrangements an.

Information und Eintrittskarten: T.033476/600-750, ticketservice@schlossneuhardenberg.de

Dieser Beitrag wurde im Jahrbuch Kulturmarken 2012 veröffentlicht.

  • Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff inszenierte 2009 Leo Tolstois „Und ein Licht scheint in der Finsternis“ mit Angela Winkler, Hans-Michael Rehberg, Naomi Krauss, Traute Hoess, Max Hopp, Willem Menne u. a. im Schlosspark Neuhardenberg und auf dem To
  • Gidon Kremer und sein Kremereta Baltica Chamber Orchestra sind seit 2001 regelmäßig Artists in residence auf Schloss Neuhardenberg. Foto: Kronberg Academy/ Simon Annand
  • Udo Lindenberg bei der Besichtigung der ihm gewidmeten Schau, 2011 Foto: Tine Acke
  •  Ensemble von Christoph Schlingensiefs Inszenierung »Der Animatograph. Odins Parsipark« auf dem Flughafen-Gelände, 2005 Foto: Aino Laberenz