PRESSECAUSALES | EN l DE |
Das Portal für Kulturmarketing & Kultursponsoring
Prof. Volker Staab (c) Elisabeth Deiters-Keul

Prof. Volker Staab (c) Elisabeth Deiters-Keul

Interview

MÜNSTER: Neue Räume für die Kunst

Ein Gespräch mit dem Architekten des neuen LWL-Museums für Kunst und Kultur, Prof. Volker Staab, Berlin über die Qualität der neuen Architektur, die das Museum einmal mehr zu einem Ort der Öffentlichkeit machen soll. Das Gespräch führte Claudia Miklis, Referentin für Kommunikation, LWL-Museum.

Claudia Miklis: Im nächsten Jahr eröffnet das LWL-Museum für Kunst und Kultur nach Ihren Entwürfen neu. Was hat Sie an diesem Projekt besonders fasziniert?

Volker Staab: Als Architekt interessiere ich mich dafür, einen Bau als Teil des Stadtgefüges zu entwerfen und dabei das Spezifische eines Ortes zu berücksichtigen. Ich benutze die Umgebung also sozusagen als Rohstoff. In meiner Architektur bringe ich die inhaltlichen Aufgaben des Gebäudes und die besonderen örtlichen Gegebenheiten zusammen. Das liegt mir mehr, als auf der grünen Wiese zu entwerfen. Das war beim LWL-Museum in Münster aufgrund der sehr dichten Bebauung im Herzen der Altstadt eine große Herausforderung, die mich fasziniert hat.

CM: Wie haben Sie das Problem der sehr dichten Bauweise gelöst?

VS: Das LWL-Museum erhält einen öffentlichen Durchgang: Der Museumsbesucher, aber auch jeder Passant kann durch die Höfe von Süden nach Norden und umgekehrt laufen und dabei das Haus durchqueren. Das Museum wird damit ein kultureller, öffentlicher Ort in der Stadt. Für die Fassade haben wir Sandstein gewählt, ein Material, das Münsters Altstadt prägt. So fügt sich das Museumsgebäude in die Umgebung ein. An zentralen Orten öffnet sich der Bau mit großen Fenstern der Nachbarschaft, so dass Blickachsen in die Stadt und in das Museum entstehen.

CM: Am Museumsvorplatz im Norden sticht bereits die architektonisch interessante Spitze ins Auge. Wollten Sie damit eine Art persönliches Markenzeichen setzen?

VS:
Es gibt unterschiedliche Strömungen in der Architektur und natürlich auch Architekten, die ihre Bauten als ganz persönliches Markenzeichen sehen. Für mich ist Architektur kein kurzlebiges Marketing-Instrument. Sie muss an dem Ort, an dem sie gebaut wird, einen angemessenen Auftritt haben. Dabei arbeite ich auch gerne mit Gegensätzen, wie sich an der Spitze des Museumsneubaus in Münster erkennen lässt: Es reizt mich, wenn alte und neue Architekturen aufeinander stoßen und trotzdem eine Beziehung zueinander aufbauen können, ohne autistisch zu wirken.

CM: Das Museum hat eine mehr als hundertjährige Geschichte und eine Sammlung, die Hunderttausende von Werken umfasst. Welche Bedeutung hat das für Sie als Architekt bei der Planung?

VS: Die Architektur gibt der Kunst den Rahmen, sie hat eine dienende Funktion. Die Vorgaben für die Architektur sind die Programmatik des Museums und das räumliche Umfeld. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es in der Museumswelt ganz viele verschiedene Räume für die Kunst geben wird, nämlich spezifische Räume, die die Unterschiede der Sammlungen herausstellen.


Staab Architekten:

Das Büro Staab Architekten in Berlin hat schon einige Museen gebaut, darunter das Neue Museum in Nürnberg, das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, das Museum Gunzenhauser in Chemnitz, das Zentraldepot des Albertinum Dresden und die Neue Galerie in Kassel.

(Dieses Interview ist im Jahrbuch Kulturmarken 2014 erschienen)