Katrin Hansch - Museum&Location
F: Frau Hansch, seit über 15 Jahren arbeitet die Museum&Location GmbH in einem Public Private Partnership Modell daran, den Ausstellungsetat der Staatlichen Museen zu Berlin zu bereichern. Worin liegen die Vorteile dieses Modells?
A: Der Vorteil für unsere Kunden liegt darin, dass ihre Anfragen – die sich in der Regel auf kommerzielle Veranstaltungen oder Filmdrehs beziehen – gleich an der richtigen Stelle bearbeitet werden. Nach 15 Jahren kennen wir die Bedürfnisse von Veranstaltern und können diese gut in die musealen Besonderheiten „übersetzen“. Der Vorteil für die Museen liegt darin, dass sie dieses Geschäft, das ja nichts mit ihren Kernaufgaben zu tun hat, ausgelagert haben, und am Ende 100% der Gewinne für ihre Ausstellungsprojekte und Restaurierungen einsetzen können.
F: Welche Veranstaltungsformate kann man in den Museen denn umsetzen?
A: Letztlich alles, was das Herz begehrt. Wir haben Modenschauen auf der Museumsinsel, Sommerfeste im Innenhof des Hamburger Bahnhofs, Hochzeiten in der Remise der Sammlung Scharf-Gerstenberg, Präsentationen am Kulturforum und Preisverleihungen in der Staatsbibliothek. Dazu kommen exklusive Führungen, Filmdrehs und Fotoaufnahmen.
F: Und mit den Überschüssen finanzieren Sie dann Ausstellungsprojekte?
A: Ja genau – 100% unserer Gewinne fließen in die Finanzierung von Ausstellungen, Rahmenprogrammen, Publikationen und auch Symposien oder Lesungen. Darüber hinaus findet eine ganz andere Zielgruppe Zugang zu den Museen. Viele Gäste unserer Kunden leben seit Jahren oder Jahrzehnten in Berlin und sind aus unterschiedlichen Gründen noch niemals in den Museen gewesen. Die sind jedes Mal ganz glücklich, wenn sie am Abend zu einem Dinner oder einem Empfang eingeladen werden. Auch das ist ein nicht zu unterschätzender Mehrwert.
F: Wie legen Sie denn fest, welche Ausstellung von Ihnen mitfinanziert wird?
A: Das legen allein die Mitarbeiter der Staatlichen Museen zu Berlin fest! Wir verdienen nur das Geld. Außerdem bringen wir mit der Veranstaltungsbranche und den Staatlichen Museen natürlich auch zwei Bereiche zusammen, die eigentlich erstmal nicht die gleiche Sprache sprechen. Wir sind inzwischen sehr geübt im Übersetzen und Vermitteln von Bedürfnissen, und das empfinde ich als eine der Hauptleistungen unserer Arbeit bei Museum&Location.
F: Gibt es denn Überlegungen, Liquidität auch mit anderen Mitteln als mit Veranstaltungen und Filmdrehs zu erwirtschaften?
A: Im Jahr 2014 haben wir ein Crowdfunding Projekt gemacht, um eine Skulptur für die Nationalgalerie ankaufen zu können. Das hat gut funktioniert und viel Spaß gemacht! Hin und wieder suchen wir auch ganz konkret Sponsoren für ausgewählte Ausstellungsprojekte. Natürlich versuchen auch wir, immer neue Wege zu gehen, und kein Feld auszulassen.
Wir haben unser Ziel, die Berliner Kulturlandschaft in ihrer Lebendigkeit zu unterstützen, jeden Tag fest im Blick!
(Dieses Interview erscheint im Jahrbuch Kulturmarken 2020)