Der Kulturinvestkongress 2021 findet am Ende eines Jahres statt, dass mit diversen Ereignissen und Katastrophen die Herausforderungen des noch jungen 21. Jahrhunderts potenziert vor Augen zu führen scheint. Von Afghanistan über Artenschutz, Corona, Digitalisierung, Hochwasser, Klimawandel, Nationalismus, Menschenrechte bis hin zu Unwetterkatastrophen und Verschwörungstheorien ist das Spektrum an Themen und zu lösenden Problemen weit gefächert.
Die Corona-Pandemie hatte im Vorjahr den analogen Kulturbetrieb über Monate rund um den Globus zum nie gekannten Stillstand gezwungen und hat mit Blick auf die Gesamtwirtschaft die hochkomplexe und sensible Matrix globalisierten Wirtschaftens veranschaulicht.
Die weitestgehend in das Internet verlagerte Produktion und Rezeption von Kunst und Kultur während der Corona-Lockdowns zeitigte die Erfahrung, dass die Digitalisierung zwar eine wunderbare neue, zusätzliche Welt mit einem anderen Auditorium mit sich bringt, die direkte Begegnung von Mensch und Werk sowie der unmittelbare Austausch von Mensch zu Mensch ein humanes unersetzliches Bedürfnis und über die eigene soziale Blase eine Notwendigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts darstellt. Die mit der Rückkehr zum öffentlichen Leben und Kulturveranstaltungen verbundenen Sicherheitsvorkehrungen wie das Thema Impfen und Kontaktdatennachverfolgung stellen die Frage nach der Gefahr eines Überwachungsstaates neu. Nicht zuletzt ist mit dem technischen Wandel auch ein kultureller Wandel bzw. eine Veränderung von Verhaltensmustern und sozialer Akzeptanz zu verzeichnen.
Die Zunahme von Unwetterkatastrophen weltweit und die Berechnungen anerkannter Klimaforscher und weiterer Wissenschaftler*innen hinsichtlich des fortschreitenden Klimawandels und der Zeit, die der Menschheit noch bleibt, die Erde als einen lebenswerten Ort zu bewahren, sind mehr Dystopie als Vision. Es waren über die Jahrzehnte und sind immer noch Initiativen und NGOs, die politisches Handeln im Kampf gegen Klimawandel und für den Naturschutz einfordern, entgegen dominierenden wirtschaftlichen Interessen einzelner.
Die globalisierte Welt mit einer Menschheit die zumindest im sogenannten Westen mobiler als jede Generation zuvor und sich vielfach interkontinental bewegt steht einem Wiederaufleben des Nationalismus von Staaten sowie einer weltweiten Migration von rund 80 Millionen Geflüchteten gegenüber.
Das Ringen von NATO und Europäischer Union um die Zukunft Afghanistans und der dort beheimateten Menschen, verbunden mit der Sorge um eine neue Flüchtlingswelle, das politische, militärische und humanistische Versagen über partikulare Erfolge hinaus offenbart, dass auch staatliches Handeln in Bündnissen an seine Grenzen stößt.
Alle zuvor aufgezählten Punkte sind Themen, mit denen sich die Kunst und der Kulturbetrieb als Räume der Produktion und Rezeption beschäftigen können und müssen. Der Kulturinvestkongress 2021 findet unter dem Begriff des Transnationalen statt und formuliert damit einen wesentlichen Anspruch für Zukunftsgestaltung im 21. Jahrhundert. Kooperation und Transformation über Ländergrenzen hinweg und jenseits von Staaten und Nationen. Der gesellschaftlichen Debatte für die Zukunftsgestaltung einen Diskurs aus der Kultur heraus beizusteuern und die notwendigen Resonanzräume in den diversen Genren zu entwickeln, ist notwendig. Die anstehenden Transformationen hinsichtlich Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft in der eigenen Kulturinstitution zu implementieren wie beispielsweise im Prozess „Culture for Future“ des Kulturamtes der Landeshauptstadt Dresden sollte als Ermutigung verstanden werden. I
Im Transnationalen liegt letztendlich eine Chance, global existierende Herausforderungen zu lösen, für das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation und damit für ein kulturvolles Zusammenleben.