Lieber Herr Bachmann, im Namen von Causales gratuliere ich Ihnen nochmals herzlich zu Ihrer Auszeichnung als Kulturmanager des Jahres 2011. Sie haben bereits einen vielfältigen Karriereweg beschritten. Welche Erfahrungen aus Kultur und Wirtschaft stärken Ihre Expertise als Kultur- und Kommunikationsmanager?
Bachmann: Vielen Dank für die Gratulation, diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel. Was mir auf meinem bisherigen Berufsweg immer wieder begegnet ist, war die Tatsache, dass eine solide Ausbildung die Basis für professionelles und dann auch erfolgreiches Agieren ist. Dies gilt umso mehr, je weiter die Branchen auseinanderliegen.
Die Medien berichteten, dass Sie das Musikfestival Sommerkonzerte in Ingolstadt wieder in sicheres Fahrwasser geleitet haben, indem Sie dessen Profil auf klassische Musik konzentriert haben und jährlich mit einem Motto antreten. Außerdem führten Sie die populären Klassik-Open-Air-Konzerte ein, die jedes Jahr weit mehr als zehntausend Musikfreunde besuchen. Welche weiteren Schwerpunkte haben Sie in Ihrer damaligen Funktion bei Audi als Veranstalter noch gesetzt?
Bachmann:Es war mir wichtig, für jede Kunstgattung eine klare Positionierung im Bezug zum Unternehmen und zur Marke zu entwickeln. Auch die Veranstaltungen selbst, sollten in die Markenwelt eingebettet sein, ohne dabei den Charakter von Kulturveranstaltungen zu verlieren. Dabei war es unabhängig, ob es sich um Veranstaltungen des Jazz, der Klassik, des Rock&Pop, oder der bildenden Kunst handelt. Kulturelles Engagement hat bei Audi eine lange Tradition. Schon 1962 unterstützte Audi musikbegeisterte Mitarbeiter bei der Gründung eines Werkorchesters. Neben dem Schwerpunkt Musik sponsert Audi Bildende Kunst, Theater und Film. Audi gehört zu den Top Ten der 51 größten Sponsoren in Deutschland.
Die Anzahl der kulturellen Projekte stieg durch Ihr Engagement im Rahmen der Audi-Kulturkommunikation um ca. 450 % an. Was waren die Motive für diese Wachstumsstrategie und welchen Einfluss hatte Ihre musikalische Ausbildung?
Bachmann:Um in diesem Umfeld etwas zu bewegen, braucht es unbedingten Gestaltungswillen, sowohl qualitativ als natürlich auch quantitativ. Dabei ist eine klare Zielsetzung die Basis. Zielkategorien wie Markenreputation, Integration der Mitarbeiter, Kundenbindung etc. stellen hier die wesentlichen Säulen im Bezug zum Unternehmen dar. Die stark reflektorische musikalische Ausbildung lässt einen dabei sehr sensibel auf relevante Einflussfaktoren und Entwicklungen reagieren. Unabhängig davon, dass eine Ausbildung im kulturellen Umfeld viele Brücken zwischen Wirtschaft und Kultur leichter schlagen lässt.
Viele Unternehmen wie Audi engagieren sich nicht nur für die Kultur, sondern auch für den Sport. Kultur und Sport haben in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert, werden aber unterschiedlich wahrgenommen. Welche Marketingziele verfolgen Unternehmen mit diesen differenzierten Sponsoringstrategien und wie lassen sich beide in der internen und externen Unternehmenskommunikation in Einklang bringen?
Bachmann:Sehr häufig sind soziale und kulturelle Engagements nicht im Bereich des Marketing angesiedelt, sondern sind Bestandteile der CSR-Abteilungen und verfolgen dementsprechend andere Ziele wie Unterstützung der Markenreputation bzw. Mitarbeiterzufriedenheit. Im sportlichen Bereich kann sich dies anders darstellen, je nachdem welche Markenattribute die Marke besitzt. Alle Engagements müssen in die Unternehmensstrategie eingebettet sein, da sonst eine effektive Kommunikation intern und extern nicht möglich ist.
Im Idealfall wird der Produktabsatz durch gezielte Sponsoringmaßnahmen erhöht. Finden Sie es sinnvoll, wenn die Unternehmensausgaben für kulturelles Engagement ins Verhältnis zum Abverkauf gesetzt werden?
Bachmann:Kulturelles Engagement in ein direktes Verhältnis zum Umsatz zu setzen wäre falsch, da die Zielkategorien des Engagements anders gelagert sind.
Werden Sie als Kulturmanager des Jahres 2011 bei Wöhrl der Kulturkommunikation einen hohen Stellenwert einräumen und welche neuen Akzente werden Sie setzen?
Bachmann:Das kulturelle Engagement der WÖHRL AG ist mit seinen vielen Kooperationen und seiner eigenen Kulturstiftung im Verhältnis zur Unternehmensgröße bereits sehr beachtlich. Ich freue mich darauf dieses Engagement weiter zu entwickeln und zu profilieren.
Vielen Dank für das Interview, Herr Bachmann.
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