Die Münchner Kammerspiele – Das Theater der Stadt
Die Münchner Kammerspiele sind das Theater der Stadt und zählen zu den bedeutendsten Theatern im deutschsprachigen Raum. Seit seinen Anfängen wird das Haus von einem starken Ensemble geprägt, das die Auseinandersetzung mit der Gegenwart sucht. Das Theater versteht sich als ästhetisch innovatives, zeitgenössisches und weltoffenes Stadttheater, das gesellschaftspolitisch ausgerichtet ist.
Die wichtigsten Regisseure des zeitgenössischen Theaters waren an den Münchner Kammerspiele tätig: Stephan Kimmig, Andreas Kriegenburg, Sebastian Nübling, Luk Perceval, René Pollesch, Thomas Ostermeier, Johan Simons, Lars-Ole Walburg und Jossi Wieler. Mit Beginn der Intendanz von Johan Simons in der Spielzeit 2010/11 wurde die internationale Vernetzung weiter verstärkt, seither gibt es vielfältige und sich mehr und mehr vertiefende Arbeitsbeziehungen zu Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichsten Ländern, die mit ihren jeweiligen Ausdrucksformen das Haus prägen: mitten in der Stadt, mitten in Europa, mitten in der Welt.
Derzeit verfügen die Münchner Kammerspiele über vier Spielstätten: Die große Bühne des Schauspielhauses, zwei kleinere Bühnen, die des Werkraumtheaters in der Hildegardstraße und die „Therese-Giehse-Halle“ genannte Bühne im neuen Probengebäude in der Falckenbergstraße, sowie die Dachkammer als Raum für die partizipatorischen Formate der Kammer 4 You.
Weiterhin ist die Otto-Falckenberg-Schule als Fachakademie der Ausbildungsrichtung Darstellende Kunst mit den Fachrichtungen Schauspiel und Regie den Münchner Kammerspielen angegliedert. Diese enge Verbindung zwischen Schule und dem Vorstellungs- und Probenbetrieb eines der bedeutendsten deutschsprachigen Sprechtheater hat dieser traditionsreichen Schule ihren bundesweiten Ruf und ihre besondere Qualität gesichert.
Ein offenes Theater für alle
Es werden verschiedenste Arbeitsformen und -ansätze an den Kammerspielen erprobt und dafür die Produktionsbedingungen für Regisseur*innen sowie für Kollektive jeweils maßgeschneidert. Auch für ein junges Publikum wurde das Haus geöffnet. So ermöglicht es beispielsweise die „Kammerflat“, Studierenden und Auszubildenden bis zum 30. Lebensjahr für 80 Euro die Kammerspiele ein Jahr lang so oft zu besuchen, wie sie wollen. Generell wurde außerdem mit der Einrichtung der „Kammer 4 You“ der Vermittlungs-Bereich, insbesondere mit Schulen und Universitäten, ausgebaut.
Vor allem für die Erschließung neuer programmatischer Ansätze wie Produktionen aus der Freien Szene, Konzerten, Theaterfestivals sowie das soziale Engagement und die Zugänglichmachung des Theaters für alle Gesellschaftsschichten Münchens sehen sich die Kammerspiele in der Pflicht. Wichtige Stadt-spezifische Projekte waren so u.a. die „Shabbyshabby Apartments“ und das „Munich Welcome Theatre“.
2019 und 2020 wurde das Haus in der Kritiker*innen-Umfrage des Fachmagazins Theater Heute zum „Theater des Jahres“ gekürt. Außerdem wurde im Jahr 2019 Dionysos Stadt in der Regie von Christopher Rüping mit dem Prädikat „Inszenierung des Jahres“ ausgezeichnet.
Neue Intendanz unter Barbara Mundel ab der Spielzeit 2020/21
Ab der Spielzeit 2020/21 übernimmt Barbara Mundel die Intendanz der Münchner Kammerspiele. Geplant sind Produktionen unter den vier Forschungsfeldern: Demokratie und ihre Gefährdung; die Frage nach systematisch ausgeblendeten Perspektiven und die Suche nach den neuen oder vergessenen Erzählungen; das Verhältnis Technik und Mensch, speziell der Paradigmenwechsel zur Digitalität und zuletzt die soziale Frage und die kritische Hinterfragung der Verhältnisse von Verteilung.
Unser Theater ist ein ästhetisches Organ, ein soziales Organ, ein Organ, das versucht, Freiheiten auszuweiten. Das Theater ermöglicht gesellschaftlichen Austausch, eröffnet Perspektiven, erzählt ungehörte Geschichten. Es wird nach neuen Verantwortlichen im Theater gefragt: Wer spricht, wer entscheidet, was und wie wird erzählt?
Theater wird verstanden als Labor- und als Rohstoff für zukünftige Formen des Zusammenlebens; als Ort, an dem neues gesellschaftliches Wissen generiert wird. Dabei wird nach neuen Begriffen gesucht, fremdartigen schönen Sprachen, lebbaren Körperlichkeiten und nach den verbindenden Erzählungen der Zukunft. Es werden Autor*innen eingeladen, um im engen Austausch neue Texte entstehen zu lassen. Es werden Ausdrucksformen des Sprechtheaters selbstverständlich um tänzerische, musikalische, filmische Formen und um kollektive Arbeitsweisen erweitert. Zudem wird aus dem Herzen eines großen Ensembles fest ans Haus gebundender Künstler*innen gearbeitet.
Künstlerische und institutionelle Prozesse sollen so gedacht werden, dass Spielraum für echte Entwicklungen und schrittweise Veränderungen möglich wird. Das Theater soll zugänglich sein und diese Zugänglichkeit soll immer wieder aufs Neue überprüft werden.
Publikumsstruktur
Das Publikum der Münchner Kammerspiele in ihren verschiedenen Spielstätten dient als attraktive Zielgruppe für Werbungtreibende. Menschen aller Altersklassen besuchen allabendlich die unterschiedlichen Veranstaltungen. 27 Prozent des Publikums haben sich für ein Abonnement oder die Theater-Card entschieden und sind somit regelmäßige Besucher der Münchner Kammerspiele. Seit der Spielzeit 2015/2016 kommen zehn Prozent mehr Studierende in die Münchner Kammerspiele. Zudem werden 45 Prozent der Karten im freien Verkauf erworben – doppelt so viele wie vor der Intendanz von Matthias Lilienthal. Dies spricht für ein ausgesprochen junges, spontanes und dynamisches Theaterpublikum, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt.