Vor 150 Jahren gründeten Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott 1863 in Barmen (heute ein Stadtteil Wuppertals) die offene Handelsgesellschaft „Friedr. Bayer et comp.“ und gehörten damit zu den Pionieren der noch jungen Chemieindustrie. Früh begriffen die Unternehmensväter der späteren Bayer AG ihre soziale Verantwortung für ihre Belegschaft. Die Verbesserung der materiellen, sozialen und kulturellen Lebensbedingungen und die Angebote zur Freizeitgestaltung dienten der „Hebung des geistigen Niveaus“ und trugen nach dem Umzug des Unternehmens nach Wiesdorf (heute ein Stadtteil Leverkusens) zur Stärkung und Anziehungskraft des neuen Standorts bei. Heute wie damals reflektiert das Kulturengagement von Bayer die sich wandelnde Lebenswirklichkeit der Menschen mit einem hochkarätigen Angebot. In der aktuellen Konstellation bietet Bayer Kultur über 150 Veranstaltungen pro Spielzeit im unternehmenseigenen Kulturhaus – einem veritablen Theater- und Konzerthaus mit 800 Plätzen und zwei Nebenspielstätten – für die Bürgerinnen und Bürger Leverkusens, der Umgebung und den rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf an. 150 Jahre Bayer bedeuten auch 150 Jahre soziale und kulturelle Verantwortung – lange bevor es den Begriff Corporate Social Responsibilityüberhaupt gab!
2013 ist für Bayer also ein Grund zum Feiern. Natürlich war auch Bayer Kultur an diesen Jubiläums-Aktivitäten beteiligt. In Kooperation mit dem Martin-Gropius-Bau Berlin wurde vom 21. März bis 9. Juni 2013 die Ausstellung Von Beckmann bis Warhol. Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert und die Sammlung Bayer damit zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit rund 50.000 Besuchern wurde diese große Schau zu einem außergewöhnlichen Erfolg bei Publikum und Presse. Ergänzend hierzu vergab Bayer Kultur an den Komponisten Walter Steffens einen Kompositionsauftrag für eine „Musikalische Bildreflexion“ zu Gerhard Richters abstract painting 555, einem der zentralen Gemälde aus der Sammlung Bayer. Entstanden ist ein großformatiges Violinkonzert, das von Alina Pogostkina und dem DSO Berlin unter der Leitung von Martijn Brabbins uraufgeführt wurde.
Bayer Kultur wendet sich auch immer wieder dem Unbekannten und bisweilen „Sperrigen“ zu und „fördert auch das, was es schwer hat“. Trouvaillen – Fundstücke, Wieder- und Neuentdeckungen – so das Motto der Spielzeit 2013/14, bestimmen die Konzertprogramme, die Ausstellungen und die Aufführungen in den Sparten Oper, Schauspiel und Tanz. Seien es die Opernausgrabungen von Christoph Willibald Glucks La Clemenza di Tito und Domenico Scarlattis La Dirindina oder die Deutsche Erstaufführung der weitgehend unbekannten Frühlingsstürme von Tennessee Williams, die erste Ausstellung der inszenierten Fotographien von Corinne Rusch in Deutschland überhaupt oder die zahlreichen unbekannten Komponisten und Werke im Konzert – spannende Novitäten soweit das Auge und die Ohren reichen!
Im Rahmen des schon 2009 initiierten Berlin Projekts kommt in der Spielzeit 2013/14 mit der Deutschen Oper Berlin ein ganz wichtiger und renommierter neuer Partner hinzu. In Zusammenarbeit mit der „Tischlerei“, die sich in ihren Produktionen ganz den aktuellsten Tendenzen des Musiktheaters verschrieben hat, wird es in jeder Spielzeit ab sofort eine Koproduktion mit Bayer Kultur geben. Auch die Lautten Compagney Berlin unter der Künstlerischen Leitung von Wolfgang Katschner gehört in der Sparte Oper zu den neuen Partnern. Dass unsere Zukunft in den Händen unserer Kinder und Jugendlichen liegt, ist eine Binsenweisheit. Daher richtet Bayer Kultur ab der Spielzeit 2013/14 sein Augenmerk noch stärker als bisher auf die Besucher von morgen. Zunächst wurde in einem Relaunch das gesamte Marketingkonzept für die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen neu konzipiert. Dazu bietet Bayer Kultur nun ein erweitertes, flexibleres Programm an, das auf die Bedürfnisse, Gewohnheiten und Themen dieser Altersgruppe zugeschnitten ist. In jeder Sparte werden spezielle Angebote herausgehoben, die sich in besonderem Maße mit der Lebenswirklichkeit der jungen Zuschauer beschäftigen.
Mit eigenproduzierten Klassenzimmerstücken – in der neuen Saison
Gina Lonkaund Ich bin ein guter Vater–geht Bayer Kultur zukünftig in die Schulen der Stadt und der Region und tritt vor Ort in direkten Kontakt mit ihrer jungen Zielgruppe. Um den unmittelbaren Austausch und das gegenseitige „Voneinanderlernen“ geht es auch in der Konzert-Reihe reasons of respect, die Leverkusener Nachwuchsbands drei Mal im Jahr ein Podium für Auftritte, Diskussionen und neue Erfahrungen bietet. Die Auswahl der Bands hat Bayer Kulturdem achtzehnjährigen Schüler Varol Kiyar übertragen, der auch in die Werbe- und Kommunikationsstrategien eingebunden ist. Dieser praxisnahe Ansatz wird durch die Zusammenarbeit mit der freien Theaterszene in Leverkusen (Junges Theater Leverkusen) und Köln zukünftig auch im Bereich Schauspiel zu einem zentralen Aspekt der Jugendarbeit. Ein Education-Programm allererster Güte flankiert die einzelnen Projekte: l’arte del mondo, das mittlerweile international renommierte orchestra in residence von Bayer Kultur, spielt und analysiert in den Schulen Vivaldis Vier Jahreszeiten, und kein Geringerer als Samuel Finzi gibt vor seinem Auftritt mit Gogols Tagebuch eines Wahnsinnigen einen Workshop für die Nachswuchsmimen des Jungen Theaters Leverkusen! Dies sind nur zwei Beispiele aus einem breit gefächerten Angebot.
In all diesen Projekten gibt es natürlich immer wieder Links zum stART-Programm von Bayer Kultur. Denn auch die Förderung des hochtalentierten künstlerischen Nachwuchses steht weiter im Fokus. Olivia Trummer, die vielseitige und vielversprechende Sängerin, Pianistin und Komponistin ergänzt 2013/14 im Bereich Jazz die „Klassiker“ Valentin Radutiu und Alexander Krichel. Letzterer machte mit seiner im Bayer Kulturhaus von SONY produzierten Debüt-CD Frühlingsnacht Furore und stürmte zeitweise die Klassik-Charts.
„Bayer Kultur – Unternehmerische Kulturförderung der besonderen Art“ hat Volker Mattern, der Leiter von Bayer Kultur, seinen Beitrag im Ausstellungskatalog Von Beckmann bis Warhol überschrieben. Und er konkretisiert dies in seinem Artikel folgendermaßen: „Abweichend von anderen Unternehmen engagiert sich Bayer im Rahmen der Corporate Cultural Responsibility nicht in Form von Sponsoring oder Stiftungsarbeit, sondern das Unternehmen unterhält seit über 100 Jahren eine eigene Abteilung für Kultur mit den Bereichen Oper, Schauspiel, Tanz, Konzerte und Kunst“. Diesen einzigartigen Ansatz gilt es auch nach dem Jubiläumsjahr zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Jahrbuch: 2014