22. August - 22.November 2015
1415 kamen die Hohenzollern in die Mark. Sie wurden Kurfürsten von Brandenburg, Könige in Preußen und deutsche Kaiser. Ihr Aufstieg hat Historiker seit je fasziniert. Erzählt wurde er in preußischer Tradition, von Männern, die entweder im Sinn der Hohenzollern oder gar in deren Auftrag Geschichte geschrieben haben. Weitsichtige, starke Herrscher, so lautet deren Tenor, hätten unermüdlich, klug und kontinuierlich am Aufstieg des Staates gearbeitet. Es ist eine einseitige Sichtweise!
600 Jahre später ist es an der Zeit, die Geschichte Brandenburg-Preußens und Deutschlands unter den Hohenzollern neu zu betrachten: zeitgemäß, umfassender, aus anderer Perspektive. Das will die Ausstellung leisten! Sie nimmt den Personenkreis in den Blick, den man betrachten muss, um vollständig zu verstehen, wie Brandenburg Preußen wurde. Sie erweitert die Perspektive um den wesentlichen Anteil jener Akteure, ohne die der Aufstieg des Hohenzollernstaates nicht möglich gewesen wäre: die Frauen und Töchter der Fürsten. Ihre Leistungen für die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Staates sollen in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. So erst ergibt sich ein vollständiges Bild der Geschichte.
Die Historiographie hat lange Zeit allein der Königin Luise eine geschichtliche Bedeutung beigemessen. In den letzten Jahren nun hat sich gezeigt, welch wesentliche Rolle Elisabeth Christine, die Frau Friedrichs des Großen, für das Funktionieren des Staates gespielt hat. Dass dies aber keine Einzelfälle waren, zeigt sich rasch. Elisabeth von Dänemark z. B. beförderte als erste Protestantin am Hohenzollern-Hof wesentlich die Reformation in Brandenburg. Anna von Preußens beherzter Diplomatie verdankte Brandenburg nicht nur die Erbschaft (Ost-)Preußen, sondern auch die niederrheinischen Territorien Kleve, Mark und Ravensberg. Sie war es, die für die Entwicklung des Staates die grundlegende Ost-West-Ausdehnung Brandenburg-Preußens begründete. Victoria von England bestimmte durch Wort und Schrift vielfach das Bild Preußen-Deutschlands im Ausland. Über die Frauen und durch deren familiäre Netzwerke war Brandenburg-Preußen mit den politischen und kulturellen Entwicklungen Europas verbunden.
Die Ausstellung FRAUENSACHE zeigt, dass gezielte Heiratspolitik und die Entwicklung von Berlin-Brandenburg untrennbar miteinander verbunden sind. Ehen besiegelten politische Bündnisse. Durch Ehen wurden nicht nur die Grenzen erweitert, sondern auch soziale, kulturelle und politische Verbindungen hergestellt. Ehen verankerten die Hohenzollern in Europa: Von Italien bis Dänemark, von England bis nach Russland reichte das von den Frauen geknüpfte Netzwerk.
Diesen internationalen Fokus der Ausstellung, der die Geschichte Berlin-Brandenburgs in den europäischen Kontext einbettet, spiegeln zahlreiche Leihgaben aus den verschiedenen Herkunftsländern der Hohenzollerinnen wieder. Vom ältesten nachweisbaren Frauenkleid Brandenburgs (um 1460) über den Krönungsmantel der Königin Augusta bis zur Uniform der letzten Kaiserin präsentiert FRAUENSACHE Gewänder, die von den Rollen der Frauen erzählen. In der von Männern dominierten Welt des Hofes konnten sich Frauen nur durchsetzen, wenn sie ihre Spielräume geschickt ausnutzten. Mit dem richtigen Kleid wurden sie zur Ehefrau, Königin oder Mode-Ikone. Durch den Perspektivwechsel, der Blick auf die Geschichte Brandenburg-Preußens durch die Augen der Frauen, rückt die Ausstellung FRAUENSACHE erstmals die Bedeutung der Hohenzollerinnen, ihren Ehrgeiz, ihre Ziele, ihre Niederlagen und Erfolge in den Mittelpunkt!
Mit dem Theaterbau von Schloss Charlottenburg verfügt die Ausstellung über einen idealen Ort für ihren neuen Blick auf die brandenburg-preußische Geschichte. Wie keine andere der erhaltenen Hohenzollern-Residenzen ist der Schlosskomplex über Generationen von Hohenzollern immer weiter ausgebaut und modernisiert worden. So verkörpert Schloss Charlottenburg mit seinem städtebaulichen Umfeld das Wachstum Brandenburg- Preußens und den Aufstieg Berlins zur europäischen Metropole.
Zielgruppen
Die barrierefreie Ausstellung richtet sich an ein heterogenes Publikum mit europäisch kulturellen wie regional historischen Interessen, sowie an nationale wie internationale Touristen und Besucher Berlins und Brandenburgs. Zudem bietet die Ausstellung besondere Angebote für Familien, Schüler und Schulklassen.