Die Leitausstellung vom 30. März bis 30. Dezember 2019 im Museum Neuruppin
Die Ausstellung fontane.200/Autor führt die Besucher*innen mitten hinein in Theodor Fontanes Schreib- und Textwelten: Woher hat er seine Ideen? Wie erfindet er seine Figuren? Warum tauchen in seinen Romanen manche Dinge immer wieder auf, warum werden andere verschwiegen? Wie entsteht der ›Realismus-Effekt‹ und wie der besondere Fontane-›Sound‹? Woran erkennen wir Kunst? Und: Was begeistert uns an Literatur? fontane.200/Autor zeigt zeigt den Schriftsteller Fontane auf unterhaltsame wie ungewöhnliche Weise als Wortsampler, Schreibdenker und Textprogrammierer. Phantasie- und sprachverliebt räumte er Fach für Fach seine Romane wie seinen Schreibtisch ein, um an die unsicheren und dunklen Stellen im Leben zu rühren – ein Meister der Realitätseffekte und des Medienmanagements, der mit dem Stift in der Hand dachte und dem Text die Führung überließ, jedes Blatt drehte und wendete, kreuz und quer schrieb und, wenn ihm doch einmal nichts mehr einfiel, Fangeball spielte. Der Raum, der in Fontanes Texten durch diese Formen der Bewegung und Verdichtung entsteht, steht quer zur Zeit – zu Epochenbrüchen, Krisen, Revolutionen, Kriegen, Abgründen des Fortschritts – und stellt sie doch ins Zentrum: Nichts ist, wie es scheint. Diese spezielle Erfahrung von Labilität wird in fontane.200/Autor auf verschiedene Weise anschaulich und spürbar: mit Notizbüchern, Materialsammlungen und Manuskripten aus Fontanes Nachlass, mit abstrakten Visualisierungen von Fontanes Romanen, mit Schrift-Animationen, Gesprächs-Filmen – in Wörter, Zeichen und Laute.
Diese so klingenden wie bilderreichen Wörter sind das Leitmotiv von fontane.200/Autor. Sie machen das Museum und die ganze Stadt Neuruppin zum Ausstellungsraum und Ausstellungsobjekt zugleich: Zweihundertmal, von der »Abschreckungstheorie« bis zu den »Zärtlichkeitsallüren«.
Die Leitausstellung wird von einem umfangreichen Bildungs- und Veranstaltungsprogramm begleitet. Neugierige können mit Fontanes Wortbaukasten nach dem Motto „Oder so ähnlich“ selbst ausprobieren, wie es ist, einem Text die Führung zu überlassen, mit dem Ausstellungsteam unter der Rubrik „Ununtersucht“ diskutieren, und Forscher, Journalisten und Schriftsteller, die in den Ausstellungsfilmen zu Wort kommen, leibhaftig im Museum befragen.