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Abgabe des Bewerbungsbuchs für die Kulturhauptstadt Chemnitz2025, © Ernesto Uhlmann

Fachbeitrag

C the Unseen - Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025

Als Chemnitz im August 2018 zum Sinnbild für rechtsextreme Ausschreitungen wurde, fühlte es sich so an, als wäre der Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2025 über Nacht doppelt so lang geworden. Doch Aufgeben war keine Option. Neben zahlreichen Hass-Mails trafen auch Solidaritätsbekundungen ein – für die Menschen, die es ermöglichten, innerhalb von 6 Tagen ein Konzert auf die Beine zu stellen, bei dem gefühlt die halbe Republik anreise. #wirsindmehr

Wir haben gelernt, dass Haltung wichtig ist. Und dass es ohne die Menschen vor Ort nicht geht. Nicht ohne die, die bleiben, wenn die Kameras weg sind. Nicht ohne die, die alltäglich gegen Fremdenfeindlichkeit agieren. Und nicht ohne die, die Lust haben auf eine Zukunft in dieser verdammt noch mal großartigen Stadt. Vom Underdog-Image also zurück oder vielleicht auch erstmals wirklich auf die europäische Landkarte. Das war das Ziel und es ist uns gelungen.

Wir sind überzeugt davon, dass die kulturelle Zukunft eine ist, die vom Austausch und von der Leidenschaft jedes Einzelnen lebt. Wir wollen die Menschen in den Fokus stellen, die sonst nie eine Bühne bekommen, aber etwas zu sagen haben. Die Macher von heute sind die Gestalter von morgen. Gemeinsam schafften wir es, in 48 Stunden das BidBook von Chemnitz nach Berlin zu bringen und damit den Grundstein für eine neue internationale Friedensfahrt zu legen. Gemeinsam können wir die Grünflächen der Stadt umgraben und Blühwiesen säen. Gemeinsam schaffen wir es, den Staub des Kulturbegriffes wegzuwischen und in einen echten Austausch zu kommen. Nicht nur über den Tellerrand zu gucken, sondern gleich aus der Suppenschüssel zu springen, muss das Ziel sein. Darunter fangen wir in Chemnitz gar nicht erst an.

Und jetzt, da wir den Titel geholt haben und die Jury wirklich diese Stadt mit dem großen Kopf und noch mehr Plattenbauten zur Kulturhauptstadt Europas gekürt hat, jetzt fangen wir erst richtig an. Und zwar mit dem, was wir hier sowieso gut können: arbeiten. Kultur dient als Motor für wirtschaftlichen Aufschwung. Der Titel Kulturhauptstadt Europas als Grund, in Projekten mit internationalen Partnern zusammen zu arbeiten. Wir wollen uns in Details verlieren, digital denken und endlich das tun, was lange überfällig ist: Chemnitz sichtbar machen!

Dabei werden wir uns nicht auf rechtsextreme Ausschreitungen reduzieren lassen – sie aber ebenso wenig ignorieren. Denn es sind europäische Probleme, die hier wie unter dem Brennglas betrachtet werden können. Und die Fragen, die wir stellen und auf dem Weg zur Kulturhauptstadt beantworten möchten, sind die ganz großen: Wie schaffen wir es, im Kleinen Großes zu bewirken? Wie schaffen wir ein demokratisches Miteinander? Wie können wir wirklich transnational arbeiten? Wie können wir unsere eigenen Grenzen überwinden? Und natürlich: Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben?

Willkommen in Chemnitz – in der Hauptstadt der Macherinnen und Macher.