Du hast den Ruß abgewaschen,
und Deine Öfen sind kalt.
Doch Deine Zechen sind voll Leben.
Hier wird getanzt, gelacht,
das Morgen ausgedacht.
Gefördert wird was lebt!
Mehr als 700 Einsendungen wurden gezählt, als die Lokalpresse jüngst dazu aufrief, eine fünfte Strophe für Herbert Grönemeyers Bochum-Hymne zu dichten. Der siegreiche Sechszeiler wurde schließlich von Bochums berühmtem Sohn vertont und auf seinem diesjährigen Sommerkonzert im Stadion des VfL Bochum zu Gehör gebracht. Eindrucksvoller hätte der Wandel dieser stolzen Stadt nicht vor Augen geführt werden können.
Eine von Bochum Marketing vor zwei Jahren in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage zeigt, dass Bochum mit einem größtenteils überholten Außenimage zu kämpfen hat: Starlight Express, Opel, Kohle, Stahl, der VfL und Grönemeyer prägen das Bochum-Bild der Deutschen. Keine Rede davon, dass die Ruhr-Stadt mit ihren 56.000 Studierenden der zweitgrößte Hochschulstandort Nordrhein-Westfalens und in dieser Hinsicht Nummer sechs in Deutschland ist. Kein Gedanke, dass es sich um eine Kulturstadt handelt, die mit der Ruhr-Triennale, dem Zeltfestival Ruhr, Bochum Total, Urbanatix, den Symphonikern, dem Fidena-Festival oder dem Schauspielhaus aufwarten kann und damit die meisten Mitbewerber ihrer Größe in den Schatten stellt.
Am neu entwickelten Stadt-Logo wird augenfällig, dass Bochum ein neues Kapitel in der Stadtgeschichte aufschlägt: Es handelt sich in Anlehnung an das Stadtwappen um ein geöffnetes Buch mit Unterstrich. In einem zweijährigen Markenbildungsprozess unter Federführung der Bochum Marketing GmbH wurden zuvor vier Kompetenzen für Bochum herausgearbeitet: Hotspot der Live-Kultur, Shootingstar der Wissensarbeit, Talentschmiede im Ruhrgebiet und Großstadt mit Lebensgefühl.
Der Markenkern wird durch die drei Qualitäten Wissen, Wandel, Wir-Gefühl zusammengefasst. Letzteres spielt eine nicht unerhebliche Rolle, denn die Profilierung geht über Hochglanzbroschüren und Design weit hinaus. Grafik und Inhalt bedingen einander, der Bochumer wird zum Botschafter seiner Stadt, multipliziert Markeninhalte kreativ und mit Überraschungseffekt. Authentischer geht es nicht.
Die Unterstützung funktioniert deshalb so gut, weil die Bevölkerung dazu ermuntert wird, die sogenannte Fan-Marke zu verwenden. Mit Hilfe dieser Kurzversion des Logos in der Tradition von „I love NY“ sind vielfältigste Entwürfe entstanden, die die Marke und ihre Inhalte transportieren. Unternehmen und Vereine bauen das „BO“ genauso in ihre Kommunikation ein wie Parteien und Kulturinstitutionen. Die Bürger dieser Stadt ziehen an einem Strang. Nicht zufällig wurden bei der Markenbildung die vier Attribute zupackend, gemeinschaftlich, leidenschaftlich und authentisch als Bochum-typisch herausgearbeitet.
Eine erste Kampagne, die sich an die eigene Bevölkerung richtet, greift die Bochum-Hymne von Herbert Grönemeyer auf und schüttelt die Reime: Aus der Zeile „Vor Arbeit ganz grau“ wird „Vor Arbeit ganz schlau“, aus „Tief im Westen“ wird „Tief im Wissen“. Auch „Du Blume auf Deiner Königsallee“ oder „Das Herz zählt ohne Schminke“ sind auf Motiven zu lesen.
Darüber hinaus gibt es die ausgefallene wie einzigartige Idee, neue Stadtkapitel auch online zu schreiben: Mit Hilfe einer interaktiven Chronik, dem digitalen Buch zur Stadt, werden die Bochumer auf eine Zeitreise geschickt, die ihnen die Möglichkeit eröffnet, gemeinsam die Geschichte ihrer Stadt zu schreiben. Neben vorgegeben Meilensteinen werden Aufrufe ins Netz gestellt, die – in Anlehnung an Facebook – Platzierungen von Text und Fotos ermöglichen, aber auch Kommentar-Funktionen integrieren.
Insgesamt also ausgezeichnete Voraussetzungen dafür, dass Bochum als Portalstadt der europäischen Kulturhauptstadt-Region RUHR.2010 bei zukünftigen deutschlandweiten Umfragen vor allem auch über die Kultur identifiziert wird.