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Fachbeitrag

"Zukunftskunst" ¹ - Die Implementierung von Nachhaltigkeit in Kulturverwaltung- und betrieb

„Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt“, hat Georg Friedrich Wilhelm Hegel 1807 geschrieben.¹ Damit hat der Philosoph ein Problem der heutigen Nachhaltigkeitsdebatte benannt: Seit nunmehr 50 Jahren liegen wissenschaftliche Forschungsergebnisse zum Zustand und zur Zukunft unseres Planeten vor, die jedoch erst seit kurzem in die Erkenntnisprozesse der breiteren Gesellschaft Eingang finden. In Kunst und Kultur haben in den vergangenen drei Jahren diverse Tagungen zum Thema stattgefunden (darunter 2020 das Symposium „Zukunftskunst“ des Amtes für Kultur und Denkmalschutz Dresden). Es gibt Initiativen und Vernetzungsangebote wie das von der Beauftragten für Kultur und Medien geförderte Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit, welche einen tiefer greifenden Diskurs zum notwendigen Transformationsprozess in Kultureinrichtungen entfacht haben. Der angestrebte Wandel umfasst drei Dimensionen:

a) ein ressourcenorientiertes und klimaneutrales Handeln in Hinblick auf Strategie, Programmplanung, Investitionen, Energie- und Mobilitätsfragen oder Marketing in Kultureinrichtungen,

b) ein Öffnen der Strukturen für mehr Diversität, Gleichstellung, soziale Gerechtigkeit unter den am Kulturprozess Beteiligten und faire Entlohnung sowie

c) ökonomische Verbesserungen in der Verteilung der Haushalts- und Personalressourcen, mit dem Ziel einer beständigen und auskömmlichen Finanzierung an Stelle einer ziellosen Wachstumsspirale.

In Dresden ist Nachhaltigkeit ein Schwerpunktanliegen des neuen Kulturentwicklungsplanes von 2020. Das Amt für Kultur und Denkmalschutz entwickelt gemeinsam mit fünf verschiedenen Kultureinrichtungen (den Städtischen Bibliotheken, der Dresdner Philharmonie, den Dresdner Musikfestspiele, der Staatsoperette und dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen) Nachhaltigkeitsstrategien für die kommenden Jahre. Expert*innen aus dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement begleiten den über 15 Monate laufenden Prozess unter dem Titel „Culture for Future“, der einen bottom-up erarbeiteten, übertragbaren Maßnahmenkatalog zum Ziel hat.

Dabei zeigt sich, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen in Kultureinrichtungen zum Teil seit Jahren praktiziert werden, nun jedoch strategisch zusammengefasst und weiter ausgebaut werden müssen. In Dresden beispielsweise gibt es bereits Photovoltaikanlagen auf Kultureinrichtungen (Kraftwerk Mitte) und erste Lösungen für Mobilitätsfragen, darunter Anreize zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, Fahrradstellplätze vor Kultureinrichtungen und die Förderung von Elektromobilität. Ein Theater hat eine komplette Produktion mit nachhaltigem Material auf die Bühne gebracht (tjg) und im Kulturpalast wird bei der Technikanschaffung bereits auf neueste Erkenntnisse zur Energieeffizienz geachtet. Während des „Culture for Future“-Prozesses, in dem die Mitarbeitenden der Kultureinrichtungen gemeinsam mit den Führungskräften Leitbilder sowie konkrete Maßnahmen zur Umsetzung erarbeiten, wird klar: das Wissen ist vielfach bereits vorhanden. Jetzt geht es darum, „das Bekannte zu erkennen“ und umzusetzen. Zukunftskunst eben!


¹ angelehnt an den eingeführten Begriff von Uwe Schneidewind in seiner Publikation „Die große Transformation“ (2019).

² Hegel, G. W. F. (1807). Phänomenologie des Geistes. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1986, Vorrede.