Wir spüren ihn. Den Klimawandel. Doch seine weltweit vielfältigen Auswirkungen sind mit dem Verstand allein nicht zu begreifen. Die Kunst, insbesondere das Theater, besitzt das Potential, auf einer emotionalen Rezeptionsebene seine Zuschauer*innen zu erreichen und ungreifbare Verbindungen zu verbildlichen. Wissenschaftlich-künstlerische Kooperationen bieten die Möglichkeit kreative Orte des unabdingbaren Austauschs über Gestaltungsmöglichkeiten von Zukunft zu erschaffen, die es im Weiteren gemeinsam positiv zu gestalten gilt.
Welche Rolle spielt der anthropogene Klimawandel in diesem Sinne im Theater der Welt? Fest steht: Je stärker Länder durch die Folgen betroffen sind, desto präsenter ist das Thema auf der Bühne. Diese „Klima“-Stücke (eine sprachliche Kompression) basieren oft auf realen Konflikten, die mit Fiktivem künstlerisch verdichtet und dramatisiert werden.
Einige Beispiele verdeutlichen dies: Das Lab Teater Ciputat aus Jakarta, Indonesien, beispielsweise arbeitete mit Bewohner*innen der indonesischen Insel Pulau Panggang zu den Folgen des Anstiegs des Meeresspiegels. Seit Jahrzehnten nutzen sie das Theater als Ausdrucksmittel, um über ihre Beziehung zur Natur zu berichten. Nach wochenlangem Aufenthalt auf dem Meer gehen die Fischer zur Theaterprobe. In ihren aktuellen Produktionen verhandeln sie Probleme, wie den Verlust des ohnehin beengten Lebensraumes, das Versalzen des Trinkwassers und ihren Konflikt, ob sie für den Erhalt ihrer Heimat kämpfen oder ihr Überleben woanders sichern sollen. In Kolumbien hingegen informiert das Teatro Tierra in Kolumbien die Zuschauer*innen über die Folgen der massiven Waldrodungen, indem es das populäre Mittel der Akrobatik nutzt, die traditionelle Kultur einbezieht und eine symbolstarke Sprache verwendet. In einem der vulnerabelsten Länder der Erde, den Philippinen, gibt das Little Theatre denjenigen eine theatrale Sprache, die sprachlos geworden sind, im Anblick des Unbeschreibbaren. In ihrer Produktion Image a nation geht die Gruppe der Frage nach, wie sich Gesellschaft nach einer Katastrophe, in diesem Fall der eines verheerenden Taifuns, neu definieren kann. Das Theater PETA (Philippine Educational Theater Association) arbeitet mit den Überlebenden von Naturkatastrophen, indem es ihnen in Anti-Trauma-Workshops gemeinsam mit Psycholog*innen hilft, die physischen und psychischen Fesseln des kollektiven, aber individuell empfundenen Traumas zu durchbrechen.
Dass der anthropogene Klimawandel und das Verhältnis zwischen äußerer Natur und Mensch nicht nur dramatisch, sondern durchaus auch theatral sind, zeigt die vielfältige Arbeit der Theaterschaffenden in den verschiedenen Klima-Regionen. Im deutschsprachigen Raum kommt diesen Thema allmählich auch in den Spielplänen an. Wichtig ist folgend, dass die auf der Bühne verhandelten Themen sich auch im Theaterbetrieb widerspiegeln, Einfluss auf Arbeitsprozesse und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen etc. haben.