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Schloss Friedenstein (c) Stiftung Thueringer Schloesser und Gaerten

Schloss Friedenstein (c) Stiftung Thueringer Schloesser und Gaerten

Fachbeitrag

Gotha: Kulturelle Highlights

KULTURMARKEN-AWARD PREISTRÄGER 2011: STADTMARKE


Die Stadt Gotha kann bis zum Jahr 1918 auf eine rund 300-jährige Residenzgeschichte zurückblicken. Das Herzogtum Sachsen- Gotha mit Gotha als Residenzstadt entstand während des Dreißigjährigen Krieges unter Herzog Ernst dem I. dem Frommen (1640-1674). Er legte mit seiner Politik und dem für seine Zeit fortschrittlichen Staatswesen die Grundlagen dafür, dass sich die Stadt im 17. und 18. Jahrhundert zu einem Ort der Künste und der Naturwissenschaften entwickelte.

Bis heute besitzt Gotha zahlreiche hochkarätige kulturelle Angebote. Dazu gehört beispielsweise die heutige Philharmonie Gotha mit ihrer mehr als 350-jährigen Geschichte und ihrem umfassenden Repertoire von Barockmusik über Klassikangebote, Opernaufführungen bis zu Kinder- und Jugendkonzerten. Ein weiteres Highlight stellt die historische Altstadt Gothas dar. Die Handwerks- und Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barock, das historische Rathaus aus dem Jahre 1574 am Hauptmarkt und Gebäude wie das Cranach-Haus sind hier bei attraktive touristische Ziele. Mit Gotha verbinden sich auch die Namen einer Reihe von Persönlichkeiten aus der Vergangenheit, die in der Stadt gelebt oder gearbeitet haben, wie Martin Luther, Lucas Cranach d.Ä. oder der Geograf und Kartograf Justus Perthes, der in Gotha 1785 eine Verlagsbuchhandlung gründete, die unter anderem Herausgeber des international berühmten Adelskalenders „Der Gotha“ war.

In Gotha trifft Hochkultur auf kleine kreative Initiativen, Geschichte auf moderne Vermarktung. Drei besonders interessante kulturelle Highlights sind die Stiftung Schloss Friedenstein mit seinem „barocken Universum“, der „art der stadt e.V.“ sowie die geplanten „Gothaer Grumbach- Festspiele“ im Jahr 2017.

Stiftung Schloss Friedenstein – „Das barocke Universum“

„Das Barocke Universum Gotha“ Schloss Friedenstein, die größte, frühbarocke Schlossanlage Deutschlands mit prächtigen frühbarocken und klassizistischen Repräsentationsräumen, lässt wie nur wenige andere Schlösser oder Museen vergangene Jahrhunderte lebendig werden. Das imposante Schloss ist mit seinen vielfältigen historischen Gemächern nahezu unverändert erhalten. Im barocken Ekhof-Theater, das als weltweit einziges Theater noch eine funktionierende Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert auf- weist, findet seit 1996 alljährlich das Ekhof-Festival statt. Zu diesem werden in historischen Inszenierungen, Bühnenbildern und Kostümen sowie mit Hilfe der traditionellen Bühnentechnik qualitätsvolle Werke des 18. Jahrhunderts aufgeführt. Außer- dem beheimatet das Schloss drei Museen (das Schlossmuseum Gotha mit seiner über 350 Jahre alten Kunstsammlung, das Museum der Natur Gotha, sowie das Historische Museum Gotha), deren Bestände in alle Welt, beispielsweise an den Louvre, ausgeliehen werden.

Einzigartige Schätze haben die Gothaer Herzöge über viele Jahrhunderte zusammengetragen. Um sie der Öffentlichkeit zu präsentieren, errichtete Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 1864 bis 1879 das Herzogliche Museum. Das prächtige Gebäude liegt im Süden des gewaltigen Schlosses Friedenstein, inmitten des herrlichen Schlossparks und ist unter den Museumsbauten des 19. Jahrhunderts in einer Reihe mit der „Alten Nationalgalerie“ auf der Museumsinsel in Berlin und den ehemaligen herzoglichen Museen in Weimar und Altenburg zu sehen. Nach aufwendiger Sanierung des Museums werden hier ab Mitte 2013 die Kunstsammlungen ausgestellt. Neben einer der ältesten ägyptischen Sammlungen Europas, sind Antiken, eine reiche Gemäldesammlung (darunter das „Gothaer Liebespaar“ und Bilder von Cranach, Rubens, C. D. Friedrich), seltene Grafiken, Skulpturen von Houdon und de Vries, ein chinesisches Kabinett, kostbarste japanische Lackkunst und Meißener Porzellan zu entdecken.

art der stadt e.V.

Der art der stadt e.V. versteht sich als kulturelle Plattform, die insbesondere das freiwillige Engagement kunstbegeisterter und talentierter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener in Gotha und der umliegenden Region fördert und damit einen wichtigen Beitrag zur Identifikation mit ihrer Heimatstadt und der Region leistet. Über die angegebenen Altersgruppen hinaus arbeitet der Verein zunehmend generationsübergreifend. Neben Kursangeboten in den Sparten Schauspiel, Tanz/Bewegungstheater, Zirkus usw. und vielen weiteren Aktivitäten veranstaltet der art der stadt e.V. jedes Jahr eine Reihe innovativer Events, die in ganz Thüringen Beachtung finden. Dazu gehören das Tramtheater in Zusammenarbeit mit der Gothaer Wald- und Straßenbahn, das Sommerstück mit einer anschließenden Tournee durch Thüringen, das Avant Art-Theaterfestival sowie Dado – der art der ort, eine Kunstausstellung in Kombination mit Lesungen, Musik und Theater.

Gothaer Grumbach-Festspiele 2017

2017 jährt sich zum 450. Mal die Hinrichtung des Reichsritters Wilhelm von Grumbach (1503–1567) auf dem Hauptmarkt zu Gotha. Nur wenige deutsche Ritter haben die Historiker so beschäftigt wie jener fränkische Adlige, der durch die nach ihm benannten „Grumbachschen Händel“ in die Geschichte einging. Sein bewegtes und widersprüchliches Leben spiegelt vor allem die vielfältigen politischen und religiösen Umbrüche der Reformationszeit: Obwohl Protestant, kämpfte er auf Seiten des katholischen Kaisers Karl gegen den Schmalkaldischen Bund, ermordete in den Bauernkriegen seinen mit den Aufständischen sympathisierenden Schwager Florian Geyer, plünderte und brandschatzte Würzburg und versuchte vergeblich, die deutsche Ritterschaft zu einem Aufstand gegen die Fürstenherrschaft zu bewegen. Vom Kaiser schließlich in die Reichsacht erklärt, zog er sich nach Gotha auf die Festung Grimmenstein zurück. Nach mehr- monatiger Belagerung durch ein kaiserliches Exekutionsheer kapitulierten 1567 Festung und Stadt. Grumbach und seine Mitverschwörer wurden öffentlich hinge- richtet, die Gothaer hingegen mussten einen hohen Preis für ihre Unterstützung des Geächteten zahlen: Festung und Stadt- mauern wurden völlig zerstört, die vordem reiche und seinerzeit zweitgrößte thüringische Stadt versank für ein knappes Jahr- hundert in der Bedeutungslosigkeit.

Erstmalig wird im Sommer 2017 zum Abschluss der Lutherdekade in der Residenzstadt die Geschichte Wilhelms von Grumbach und seiner Beziehung zu Gotha in einer aufwändigen Theaterproduktion erzählt. Mit einem großen Open-Air-Event und rund 150 Mitwirkenden wird die Zeit der Reformation, des religiösen Aufbruchs und der politischen Wirren auf beeindruckende Weise wieder lebendig. Inszeniert am authentischen Ort und in einer faszinierenden Stadtkulisse, entfaltet sich ein mitreißendes Panorama von Macht und Eitelkeit, Intrigen und Leidenschaft, Triumph und Scheitern. Im Mittelpunkt ein Mann, der um Macht und Ehre willen alles riskierte und alles verlor – und mit Blut das Schicksal einer Stadt besiegelte. Mit den Grumbach-Festspielen 2017 und der Uraufführung des Theaterspektakels werden nicht nur die Ereignisse des Jahres 1567 erstmals wieder lebendig, sondern wird auch der Auftakt gegeben, die geschichtsträchtige Residenz Gotha als wichtige Thüringer Festspielstadt zu etablieren.

Gotha-glüht e.V.: Schmiede Handwerk Kunst

Anlässlich seiner reichen handwerklichen Tradition treffen sich in Gotha im Herbst eines jeden Jahres, am letzten Septemberwochenende, Metallgestalter aus ganz Europa an mehr als 12 Schmiedefeuern um Erfahrungen auszutauschen, sich weiterzubilden und natürlich auch zum gemeinsamem Arbeiten. Die Sprache der Metallgestalter ist international – Gesten, Skizzen und vor allem die melodischen Hammerschläge auf den Amben sorgen für perfekte Verständigung. Unter dem Dach des inzwischen 16. Metallgestaltertreffens wird uraltes Wissen, Können und Gestalten eines selten gewordenen Handwerks über Ländergrenzen hinweg und von Generation zu Generation weitergegeben. Einmalige Kunstwerke, die einem vorgegebenen Thema folgen, werden dem glühen- den Metall abgerungen. Die Kreationen bringen das Bezaubernde und Formvollendete genauso zur Geltung, wie das Skurrile und Witzige. Mehr als 50 Kunstwerke sind oft das Ergebnis eines „glühenden“ Wochenendes.
Flackernde Schmiedefeuer, Funken sprühende Fackeln und das Singen der Hämmer auf den Amben sind stimmungsgebend für das „Nachtglühen“ am Samstagabend. Fetzen teils uralter Musik suchen sich Platz in den Ohren der Besucher und Gäste. Jetzt ist die Zeit der Kinder gekommen. Wenn das warme Eisen mit Unterstützung eines erfahrenen Schmiedes unter Kinderhänden Gestalt angenommen hat, wird die „Beute“ mit strahlenden Augen in Besitz genommen.
Die Romantik dieses Samstagabends folgt dabei dem Gesamtanliegen des Metallgestaltertreffens, nämlich in Herzen und Hirnen seiner Besucher einen Keim zu legen, der vielleicht einmal eine berufliche oder künstlerische Zukunft Realität werden lassen könnte.
Ein gemeinnütziger Verein, Gotha-glüht e.V., stemmt den Aufwand an Künstlerischem und Handwerklichem sowie an Logistik und Finanzierung.
Hauptmarkt und Neumarkt bieten zur gleichen Zeit das perfekte Ambiente für einen parallel stattfindenden Handwerker- Wein- und Spezialitätenmarkt, der sich inzwischen in West- und Südthüringen zu einem beliebten Besucher-Magneten entwickelt hat.
Ohne Schulterschluss mit vielen freiwilligen Helfern und Sponsoren wäre der Anspruch der Mitwirkenden und des Veranstalters nicht umzusetzen.