Die Filmförderung hat bei der Migros eine lange Tradition: Bereits 1943 beteiligt sich Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler an der Praesens Film AG – seit 1965 fördert das Migros-Kulturprozent das inländische Filmschaffen systematisch mit innovativen Mitteln. 2021 wurde ein neues Kapitel in der Filmförderung aufgeschlagen: das Migros-Kulturprozent Story Lab. Nadine Adler Spiegel, Leiterin des Projekts, gibt im Interview Auskunft über die innovativen Förderansätze und berichtet von ersten Erfolgen.
Das Migros-Kulturprozent ist ein wichtiger Förderer des Schweizer Filmschaffens. Warum wurde 2021 diese Förderung in einem neuen Format konsolidiert?
In den letzten zehn Jahren haben wir die Ideenförderung für Spielfilme stetig ausgebaut. Die hohe Nachfrage wie auch wichtige Stimmen aus der Branche haben uns gezeigt, wie wirksam die Unterstützung in der frühen Phase der Stoffentwicklung ist. Da oft erst in der Produktion Unterstützungsgelder bezahlt werden, bekommt die Ideenentwicklung zu wenig Raum. Wir spüren jedoch, dass in der Branche durchaus die Lust zum Experimentieren vorhanden ist. Mit dem Story Lab antizipieren wir diese Entwicklung.
Was bedeutet diese Förderung für die Szene?
Es werden Freiräume zum Experimentieren und Ausprobieren geschaffen. Damit stärken wir nicht nur die Inhalte, sondern auch den Austausch zwischen einzelnen Player*innen innerhalb und ausserhalb der Branche.
Die erste Ausschreibung fand im April statt. Wie war die Rückmeldung?
Wir konnten hier tatsächlich eine Lücke in der Förderlandschaft schliessen – entsprechend überwältigend war die Rückmeldung. Wir hatten mit zahlreichen Eingaben gerechnet. Aber die 224 eingereichten Gesuche haben unsere Erwartungen stark übertroffen. Insbesondere freut mich, dass wir wirklich auch mutige und neuartige Gesuche aller Formate erhalten haben: digitale Mini-Serien, Dokus, Cross-Media-Projekte genauso wie klassische Spielfilme.
Um dem Unconscious Bias Rechnung zu tragen, wurden die eingereichten Gesuche der Jury anonymisiert vorgelegt. Hat das funktioniert?
Ja, das hat beeindruckend gut funktioniert. Die 13 ausgewählten Projekte umfassen Ideen von etablierten Personen wie auch von Newcomern, von Frauen wie Männern. Das Vorgehen ist bei den Kulturschaffenden sehr gut angekommen. Wir erhielten bisher ausschliesslich positives Feedback. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die anonyme Jurierung in der Entwicklungsphase in der Schweiz durchsetzen wird – auch bei anderen Förderinstitutionen.